Glück & Scheitern

Eine gute Welt ist eine, in der wir scheitern dürfen. Das Gegenteil lodert im Scheiterhaufen ideologisch mechanischer Zweckerfüllung. Das Glück und das Scheitern – sächlich und neutral divers. Wer nach ersterem greift, setzt sich aus. Doch stimmt die Richtung. Und diese dreht den Spielverlauf auf den Kopf: die Wurzel des Erfolgs im Rückspiegel erspähen. Des Glückes Mut im Gemüt freilegen.

Für Antonio Vivaldis Waisenmädchen erweist sich ihr sozialer Stand als Karrierevorteil. Er selbst sucht sein spätes Glück in Wien und verstirbt ebenso wie die erhoffte Gunst Kaiser Karl VI. Begraben unterm Wiener Karlsplatz nahe der Technischen Universität. Schauspieler Karl Markovics, das Artel Streichquartett und die Harfenistin Elisabeth Plank verfolgen die Spuren des „roten Priesters“.

Das Glück kann zum Horror mutieren. Edgar Allen Poe zeigt es vor, in seiner Geschichte vom „Verräterischen Herz“. Sein Seelenverwandter Howard Phillips Lovecraft erfindet ganze Horror-Mythen. Die ideale Spannungsvorlage für Schauspieler Max Simonischek, das launige Spring String Quartett und die oszillierende Stimme von Star-Countertenor Alois Mühlbacher.
Anton Bruckner scheiterte unermüdlich und wurde doch nie müde, an seiner symphonischen Kunst zu feilen. Als Improvisator an der Orgel unerreicht und verehrt, als Brautwerber verlacht. Chris Pichler rezitiert und Volksmusik aus Bruckners Zeit „tanzt“ den Spannungsbogen von Ansfelden bis Wien.

Das Lob des Scheiterns? Rezitator Tobias Resch entwaffnet philosophisch fundiert den goldreinen Erfolg. Die Mühen der Ebene, sie gehören dazu. Österreichs wohl weltbester junger Kontrabassist Dominik Wagner und die famose Gitarristin Laura Lootens adeln den Abend.

Gert Jonkes Wort-Kathedralen bilden ein verlässliches Dach für das menschlich Wesentliche. Das unbeirrbare Scheitern. Unreflektiert schön, ästhetisch wohlbesonnen. Einen Wortjongleur und messerscharfen Analysten einer aus den Fugen geratenen Welt nennt ihn Schauspieler Markus Hering – Jonke Burg-Bühnen erfahren. Es begleiten Lisa Hofmaninger und Helmut Jasbar.

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk liest Wolfram Berger wie kein zweiter. Der Irrsinn des Krieges wird über das Knie der Satire gebrochen. Zerschellt am Glück der prall feilen Dummheit.

An Napoleon, dessen Aufstieg und Untergang, werden sich noch Generationen abarbeiten. Bonaparte wollte es erzwingen. Vergebens. Cornelius Obonya liest mit feiner Klinge, Mitglieder der Trachtenmusikkapelle Windhag musizieren. Kriegsbefreite Märsche, zum Glück.

Genießen sie die Aspekte gescheiterter Existenzen, Träume und Ziele.
Wohlgemerkt in Literatur und Musik.

Ein Stück vom Glück,
Ihr Thomas Bieber

Klangraum im Herbst

Das Herbstfestival bespielt alljährlich charismatische Orte des Mostviertels und hat sich programmatisch zu einem Konzertzyklus mit feiner Solo- und Kammermusik entwickelt.

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